500 Xxiii. §. 7. Bekenritniß und Bündniß der Evangelischen.
zertreten; ihnen ist nur wohl unter den Ruinen zerstörter Herrlichkeit,
sie gedeihen nur in verwüsteten, zu Grunde gerichteten Ländern. Und
diese Unholde hatten angefangen, auch unser deutsches Vaterland zu
bedrohen. Schon war Ungarn ihre Beute geworden. Auf dem
Schlachtfelde von Mohacz hatte der letzte König aus Dem Stamm der
Jagellonen (1526) fein Leben verloren. In Ofen hatte der stolze
Sultan Soliman eine Zeitlang seinen Sitz genommen; den ehrgeizi-
gen und gewissenlosen Johann Zapolpa, den Fürsten von Sieben-
bürgen, hatte er zu seinem Vertreter und Statthalter in Ungarn ein-
gesetzt. Da nun aber König Ferdinand sich die ungarische Krone
auf's Haupt zu setzen wagte, brach der zürnende Großherr mit
seinen Hunderttausenden wieder hervor aus seiner Hauptstadt, über-
schwemmte und verwüstete Ungarn unv lagerte sich im Herbst 1529
vor Wien. Da gerieth das ganze deutsche Volk in Schrecken. Die
Protestanten, obgleich sie eben erst auf dem Reichstag zu Speier vom
König Ferdinand und seinen Rathen so ungnädig behandelt und aus
dem Friedeil des Reichs ausgeschlossen waren, vereinigten ihre Fähnlein
und ihr Geschütz mit den Katholischen, um die „fremden Teufel" die
Donau hinunterzujagen. Und schon hatten die Janitscharen vor Wien's
Mauern den Muth verloren. Wie oft hatten sie gestürmt und waren
immer mit schwerem Verlust zurückgeworfen. Soliman sah, daß ihm
hier seine Grenze gesetzt sei, und wich zurück. Aber schon 1532 be-
wegte er sich mit größeren Heeresmassen abermals gegen die deutschen
Grenzen. Kurz vorher war, wie wir wissen, der Reichstag zu Augs-
burg gehalten, der sch m alkald i sch e Bund geschlossen; das deutsche
Reich war in einer schweren Spaltung begriffen. Soliman hatte
darauf gerechnet, die Deutschen wider einander zu Felde liegend zu
finden; er meinte, dies Mal würde kaum ein Grenzhüter da sein, ihm
Widerstand zu leisten. Wie hatte er sich verrechnet! Daö größte und
schönste Heer, welches Deutschland seit geraumen Jahren aufgebracht,
stand ihm gegenüber. Er wagte nicht es anzugreifen. Nach wenigen
Versuchen, in Steiermark einzudringen, um dort zu plündern, hatte er
sich entschlossen, zurückzugehen, ohne auch nur das Mindeste von seinen
großen Entwürfen in's Werk gesetzt zu haben. Woher nun diese Kraft
und Einigkeit der Deutschen? Nicht durch die Nachgiebigkeit der katho-
lischen Fürsten; die wollten wenigstens das gerichtliche Verfahren gegen die
Protestanten durchaus beibehalten wissen, mochte auch das Reich dar-
über zu Trümmern gehen. Es war vielmehr die Besonnenheit des Kai-
sers, welcher auch den Unwillen der katholischen Fürsten nicht scheute, als
die Noth de§ Augenblicks eine größere Nachgiebigkeit gegen die Prote-
stanten forderte, und es war die Vaterlandsliebe der Protestanten, die
nach Luther's ernster und begeisterter Aufforderung sich wie Ein Mann
gegen die Türken aufmachten, ohne mit berechnender Klugheit die schwie-
rige Lage des Kaisers und seines Bruders zu benutzen, um mehr als
Sicherheit, Ruhe und Frieden von ihnen zu begehren. Sie waren zu-
frieden, wenn sie geduldet wurden.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß]]
Extrahierte Personennamen: Mohacz Soliman Johann_Zapolpa Johann Ferdinand Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Ungarn Wien Donau Deutschland
Xix. 8- 15. Einbruch der Magyaren in die Christenheit. 353
führer von den Slaven selber geladen, dann aber auf ihren Herrscher-
thron gehoben, also, daß der Waräger Rurik (862) als der Be-
gründer des russischen Reiches Novgorod erscheint. Theils durch
die Kenntniß des Christenthums, welche sie bereits mitbrachten,
theils durch den unablässigen Seeverkehr über das schwarze Meer mit
Constantinopel, erwuchs auch unter diesem normannischen Fürstenge-
schlecht und ihren slavischen Unterthanen allmälig eine christliche Partei,
die sich aber nicht wie die nordischen Normannen an die römische Kirche
und den Papst anlehnte, sondern an den Patriarchen von Constanti-
nopel. Dort ließ sich 955 die russische Großfürstin Olga taufen und
von dort her ward die griechische Prinzessin Anna gesandt, die 980
ihren Gemahl, den Warägerfürften Wladimir, bewog, sich mit seinem
ganzen Volk in den Wellen der Dniper taufen zu lassen und in Kiew
ein eignes Erzbisthum für die russische Kirche zu gründen.
§. 15. Einbruch der Magyaren in die Christenheit.
Neben den Normannen haben wir noch ein ganz anderes, in der
karolingischen Zeit zum ersten Mal auf dem Schauplatz erscheinen-
des Volk zu erwähnen, welches ebenfalls sofort in die Kirche des
Frankenreichs eindringen zu wollen schien, aber doch noch lange und
langer draußen vor der Pforte stehen blieb als der größte Theil der
Normannen. Das waren die Ungarn oder Magyaren. Drei große
Völkerstamme haben wir bisher schon aus dem Mittlern Asten her-
vorgehen sehen: die Kelten, nach ihnen die Germanen, zuletzt die
Slaven. Aber noch war der große Menschenbrunnen keineswegs er-
schöpft. Schon waren die türkischen Stämme hinter den slavischen
hergekommen. Wir sind ihnen schon begegnet in den Seid sch uk k e n,
die das syrische Khalisat umstürzten (1075), und in den Avaren,
deren gewaltiges Reich Karl der Große zertrümmerte (796). Hinter
ihnen, ln Südrußland und der Krim hatte sich ein Chazarenreich
gebildet, wo türkische Stämme mit den Resten der alten Germanen,
die dort ehemals ihre Wohnsitze hatten, sich vermischten. Auch den
Bulgaren, die auf den Trümmern des Avarenreichs ihre Herr-
schaft weiter auszubreiten suchten, und die aus Slaven und Hunnen
sich gemischt hatten, scheinen türkische Bestandtheile beigemischt zu
sein. Nun aber tritt uns ein ganz neues Geschlecht entgegen: das
ugrische. Ob die Hunnen schon ein Zweig dieses ugrischen Völ-
kerstammes waren, laffen wir dahingestellt. Zu diesem ugrischen Ge-
schlecht gehören von den jetzt noch näher bekannten Stämmen die
Finnen, Lappen, Esthen, Lieven, gehörten auch die Ungarn. Früher
saßen sie an der westlichen Seite des Uralgebirges an der Kama.
Von dort zogen sie etwa um 884 südwärts, weil sie von einem an-
v. Rohden, Leitfaden. 25
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
Extrahierte Personennamen: Reiches_Novgorod Olga Anna Wladimir Karl_der_Große Karl Lieven
Xxi. §, 10. Ausbreitung der Papstherrschast über Griechenland rc. 415
kischer Kaiser (Balduin von Flandern) ward in Constantinopel
eingesetzt; alle übrigen Landestheile wurden an die Venetianer oder
an kleinere fränkische Fürsten ausgethan. Aber weder der Kaiser von
Constantinopel, noch die Herzoge von Athen, Naros, Morea und
wie sie weiter hießen, konnten Wurzel fassen in dem fremden Lande.
Mit wüthendem Haß wurden sie von den Griechen, absonderlich von
den Priestern und Mönchen bedroht, die sich durchaus und durchaus
nicht der Herrschaft des Papstes unterwerfen wollten. Wenn also
die Griechen diese Strafen durch ihre schmähliche Behandlung der
früheren Kreuzfahrer auch vollkommen und reichlich verdient hatten,
so war doch vorauszusehen, daß das fränkische Regiment unter ihnen
keinen Bestand haben würde. Es dauerte auch keine sechzig Jahre.
Von 1261 an nahmen schon wieder eingeborene griechische Kaiser den
Thron in der Hauptstadt des elenden Reiches ein.
Dauernder und erfolgreicher waren die Unternehmungen anderer
Kreuzfahrer, welche um dieselbe Zeit im nordöstlichen Europa die Hei-
den mit siegreichem Schwert der päpstlichen Herrschaft unterwarfen.
Es waren die Bewohner des eigentlichen Preußen und der jetzt russi-
schen Ostseeprovinzen, denen damals nicht bloß das Christenthum, son-
dern deutsche Sitte, deutsche Sprache, deutsches Blut zugeführt wurde,
die in den großen Verband des germanischen Lebenskreises hineingezo-
zogen und zu einem weit vorgeschobenen Vorposten des deutschen Volks
gegen die von Osten hereindringenden slavischen Völker gemacht wur-
den. Zwar sind die heidnischen Bewohner jener Küstenländer vom
finnischen Meerbusen bis zur Weichsel nicht ohne Weiteres als Sla-
ven zu bezeichnen. Sie gehörten vielmehr vom Süden her bis zum
Meerbusen von Riga einem besondern, mit den übrigen Slaven nur
lose zusammenhängenden lettischen Stamm an. der sich viel näher an
die germanischen Völker anschloß. Vom rigischen bis zum finnischen
Meerbusen aber und darüber hinaus wohnten finnische Stämme, näm-
lich Esthen und Lieven. Nun waren zuerst durch den Handelsverkehr
die Lieven an der Düna den bremer Kaufleuten und durch sie dem bre-
mischen Erzbischof bekannt geworden. Dieser schickte sofort einen Mis-
sionar, den ehrwürdigen Klosterbruder Meinhard, nach Lievland,
1l86, der auch mit großem Eifer unter den Heiden zu wirken begann,
zu Ukeskola an der Düna eine Kirche baute, hier und da etliche Schaa-
ren zur Taufe bewog, aber doch am Ende starb (1196), ohne etwas Be-
deutendes ausgerichtet und Festes begründet zu haben. Sein Nachfol-
ger Berthold, heftigern und kriegerischen Sinnes, hatte nicht sobald
die Wildheit und Widerspenstigkeit der Heiden in der Nähe gesehen,
als er auch schon mit einein Kreuzheer herbeikam, um das unbändige
Volk mit Gewalt zu bekehren. Liber wer das Schwert nimmt, soll
durch das Schwert umkommen. Berthold selbst fiel in der Schlacht
(1198). Der aus Bremen neugesandte Bischof Albrecht verschanzte
sich mit seinen deutschen Begleitern in der Stadt Riga und schuf sich
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem]]
TM Hauptwörter (200): [T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Personennamen: Balduin Morea Lieven Meinhard Berthold Berthold Albrecht Albrecht
416 Xxi. §. 11. Kreuzzug wider die Ketzer.
eine neue stets bereite Streitmacht wider die Heiden, nämlich einen
Ritterorden, der sich seine Burgen mitten im heidnischen Land baute
und in unermüdlicher Fehde und langsamem, oft unterbrochenem Fort-
schritt allmälig das ganze lievische Volk zur Taufe und zur Unterwer-
fung unter den Papst und den Bischof zwang. Die Stiftung dieses
Ordens der Schwertbrüder erfolgte 1202 nach dem Rath und der
nähern Anweisung des Innocenz. Doch hat Innocenz keines-
wegs die Waffen für genügend gehalten zum Bekehrungswerk. Alles
Ernstes hat er darauf gedrungen, daß Priester, Geistliche, Mönche in's
Land kämen, nach allen Gegenden sich verbreiteten und das unwissende
Volk mit aller Geduld und Eifer unterrichteten. Das ist auch geschehen,
obgleich keineswegs in dem Maße, wie der Papst es wünschen mochte.
Zunächst vollbrachten überall die Waffen ihr blutiges Werk. Nachdem
Lievland unterworfen war, kam die Reihe an Esthland, dann an Kur-
land und Semgallen und zuletzt an Preußen. Nur das heidnische
Litthauen blieb noch unbekehrt dazwischen. In Preußen hatte schon
1207 der polnische Abt Gottfried das Evangelium zu verbreiten
gesucht. Doch blieb der Erfolg nur gering. Da berief Innocenz
den pommerschen Mönch Christian zum Missionar und Bischof für
Preußen, ließ ihn selbst nach Rom kommen und gab ihm Instructionen
und Briefe an alle geistlichen und weltlichen Fürsten, mit denen sein
Beruf ihn in Verbindung bringen konnte; und Christian's Pretigt
hatte zu Anfang einen sehr erfreulichen Fortgang. Schon war ein
Bischofsitz in Culm gegründet und mehrere preußische Fürsten zur Taufe
bewogen. Allein bald brach die ganze heidnische Wildheit in einem
rasenden Aufstande los, und alles Gewonnene wurde in einem Augen-
blick vernichtet. Man versuchte es mit Kreuzzügen aus Deutschland
und Polen. Aber so wie die Kreuzheere den Rücken wieder gewendet
hatten, war auch das Heidenthum wieder auf dem Plan. Da rief
Christian den Orden der Deutschherren in's Land, und seit 1227
begann nun der tapfere Landmeister Hermann von Valk mit sei-
nen Rittern (seit 1237 mit dem Orden der Schwertbrüder vereinigt)
das mühselige, bisweilen scheinbar wieder ganz vernichtete, aber in sei-
nen letzten Erfolgen reichgesegnete Werk, die schöne preußische Provinz
dem deutschen Volke und der christlichen Kirche als ein unveräußerliches
Eigenthum zu gewinnen.
§. 11. Kreuzzug wider die Ketzer.
Die Macht des Papstes, die irdische Herrlichkeit der Kirche stand
jetzt in ihrem höchsten Glanze. Aber da diese Herrlichkeit nicht aus
dem Geist geboren, sondern zum weit überwiegenden Theile aus dem
Fleische stammte, der Ehrgeiz, Herrschsucht, Willkür, Hochmuth, Selbst-
sucht in ihren verschiedensten Verzweigungen an dem Aufbau dieser
irdischen Theokratie mitgebaut hatten und in immer steigendem Maße
sich daran berheiligten, so konnte es nicht fehlen, daß aus der Tiefe
des christlichen Bewußtseins, aus dem unvertilgbaren Bedürfniß des
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste]]
TM Hauptwörter (200): [T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Innocenz Innocenz_keines- Innocenz Gottfried Innocenz Innocenz Christian Christian's_Pretigt Christian Hermann_von_Valk Hochmuth
Extrahierte Ortsnamen: Esthland Rom Deutschland Polen
356 Xix. §. 16. Eintritt ver Mähren, Böhmen u. Polen in die christliche Kirche.
theilt, und die Söyne vermochten über ihren inneren Streitigkeiten
nicht, den auswärtigen Feinden zu widerstehen. Die Magyaren theilten
sich in die besten Stücke der Beute, kleinere Stücke fielen an die Deutschen
in der Ostmark (Oestreich) und an die Slavenstaaten hinter Oder
und Weichsel. — Böhmen hatte schon früher eine etwas unabhän-
gigere Stellung beansprucht und sich zu allererst an das fränkische
Königshaus und die deutsche Geistlichkeit anzuschließen versucht, näm-
lich schon seit 844. Damals erschien zu Regensburg am Hose Lud-
wig's des Deutschen (Ludwig's des Frommen Sohnes, 840 bis
876), der die Länder diesseits des Rheins ererbt hatte, eine Anzahl
der vornehmsten böhmischen Grundbesitzer, begehrten und empfingen
die Taufe. Die innige Verbindung, in welche Böhmen dadurch mit
den Deutschen gerieth, die ihre Misstonsversuche auch schon nach
anderen Punkten seines Reichs ausgedehnt hatten, mißfiel dem stolzen
Mährensürsten Rastiölav. Mit dem Schwert war es ihm in lang-
jähriger Fehde gelungen, die Ansprüche Ludwig's des Deutschen auf
eine oberherrliche Stellung über das mährische Reich zurückzuweisen.
Aber noch gefährlicher als die deutschen Heere wurde ihm, das
fühlte er wohl, der stillere und durchgreifendere Einfluß der deutschen
Geistlichkeit. Deshab wandte er sich an den griechischen Hof (862)
und bat sich daselbst christliche Lehrer aus, die der slavischen Sprache
kundig wären. Diese wurden ihm gesandt in der Person des Me-
thodius und seines Bruders. Mit großer Thätigkeit und Geschick-
lichkeit begannen sie sogleich, von zahlreichen Schülern begleitet und
unterstützt, dem Gottesdienst, der bisher in der herrschenden römischen
Form und in der lateinischen Sprache gehalten war, eine ächt sla-
vische Gestalt und Färbung zu geben, eine slavische Bibelübersetzung
zu verbreiten, slavische Kirchenbücher einzuführen und in allen Landcs-
theilen slavische Predigten halten zu lassen. Natürlich wandte sich
das Volk lieber zu diesem nationalen Gottesdienst als zu den unver-
standenen lateinischen Liturgieen. Die deutsche Geistlichkeit, die sich
dadurch ihres Einflusses beraubt sah, wandte sich deshalb klagend an
den Papst, und der Papst ließ den Methodius zu einer Bespre-
chung nach Rom kommen. Mit großer Klugheit und Umsicht wurde
dort die Sache geordnet. Für Mähren wurde ein eignes Bisthum
(später Erzbisthum mit mehreren Bisthümern) errichtet und Metho-
dius selbst zum ersten Bischof geweiht. Sein Verhältniß zu den
deutschen benachbarten Bischöfen und zum römischen Hofe wurde fest
und klar bestimmt. Der Gebrauch der slavischen Sprache beim
Gottesdienst wurde zwar auch ferner gestattet, aber doch Maßregeln
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
358 Xix. §. 17. Papst Nicolaus I. und die Kirchenspaltung.
dem Gott der Christen, und durch seinen Sohn, Boleslav den Mil-
den. ward die Gründung der böhmischen Kirche vollendet. Sie er-
starkte bald so sehr, daß von ihr aus Missionsversuche in der Nähe
und Ferne unternommen wurden, unter den benachbarten Magyaren und
unter den heidnischen Preußen an der Ostsee. Der berühmte Bischof
Adalbert von Prag stand selber an der Spitze. Doch hatten diese
Versuche keinen nennenswerthen Erfolg. Dagegen ward von Böhmen
aus das Christenthum nach Polen hinübergepflanzt, freilich nicht sowohl
durch Missionare als durch eine politische Verbindung. Der Polen-
herzog Miecislav verlangte die böhmische Prinzessin Dambrowka
zur Ehe. Aber die christliche Prinzessin wollte nicht anders einwilligen,
als wenn ihr Gemahl zum Christenthum überträte. Er that es und
alles Volk mußte ihm folgen (966). Der alte heidnische Cultus wurde
mit Gewalt unterdrückt, die Polen zur Annahme christlicher Gebräuche
gezwungen, und jede heidnische Widersetzlichkeit strenge geahndet. Auch
in Polen ward ein römisches Erzbisthum gegründet mit mehreren Bis-
thümern, und somit auch diese wichtige Kirchenprovinz dem großen
Kirchensystem des Abendlandes eingeordnet. Im Ganzen mögen wir
also sagen, daß mit dem Anbeginn des zweiten Jahrtausend nach Christo
die Christianisirung des nördlichen und östlichen Europa vollendet war.
Denn die damals noch übrigbleibenden heidnischen Länder, nämlich die
Ostseeprovinzen Pommern, Preußen, Liefland, Litlhauen, Esthland,
Kurland, dazu Finnland und selbst noch ein Theil von Holstein, von
Mecklenburg und der brandenburgischen und schlesischen Landen wa-
ren so sehr von christlichen Ländern und Fürsten umgrenzt und einge-
schlvssen, daß auch sie nothwendig in der Kürze dem allgemeinen Zuge
folgen und in die christliche Kirche eintreten mußten.
§. 17. Papst Nicolaus I. und die Kirchenspaltung.
Während sich die römische Kirche und somit das Gebiet der
päpstlichen Herrschaft nach allen Seiten ausbreitete, saßen freilich auf
dem päpstlichen Stuhl keine solche Männer, die in Wahrheit als
Oberhirten der ganzen lateinischen Christenheit sich erwiesen. In die
Streitigkeiten der römischen Großen und der italienischen Fürsten ver-
flochten, ohne persönliche Kraft und Würde, ließen sie es ruhig ge-
schehen, daß Geistliche und Mönche in der Ferne wie in der Nähe
des päpstlichen Hofes verwilderten, in Unwissenheit und Rohheit da-
hinlebten, abergläubischen Mißbrauch des Heiligen einführten und be-
förderten, und ihre Sprengel auf unverantwortliche Weise verwahr-
losten. Inzwischen griffen die Herrscher in allen Theilen des aufge-
lösten Frankenreiches zu, rissen das Kirchengut an sich, besetzten die
geistlichen Stellen nach ihrem Belieben, größtentheilö mit unwürdigen
Leuten, vergewaltigten die Bischöfe, schnitten ihnen die Verbindung
mit den Päpsten ab und brachten die Angelegenheiten deö gesammten
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste], T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe]]